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Erfolg für AOP Orphan Pharmaceuticals vor einem Frankfurter ICC-Schiedsgericht: Das Wiener Pharmaunternehmen setzte sich mit der Ansicht durch, dass ein Vertrag mit dem taiwanesischen Arzneimittelhersteller Pharmaessentia weiter Bestand hat und bekam in dem Verfahren 143 Millionen Euro zugesprochen, unter anderem für Schadenersatz und Kosten.
This article was first published on Juve, 03.11.2020
Die Auseinandersetzung entzündete sich daran, dass Pharmaessentia im Herbst 2017 versuchte, einen für Europa gültigen Kooperationsvertrag mit AOP zu beenden. Der österreichische Spezialist für seltene Krankheiten hatte seit 2009 an dem Wirkstoff Ropeginterferon Alfa-2b geforscht und durch die verschiedenen Phasen klinischer Tests in Europa gebracht. Anfang 2019 schließlich erhielt der Wirkstoff eine Zulassung der EU-Arzneimittelbehörde EMA für die Behandlung von ‚echter Polyzythämie‘ und ist in der EU unter dem Namen Besremi auf dem Markt (Gz. 01060).
Der zugesprochene Betrag von 143 Millionen Euro ist für AOP erheblich, denn er übersteigt den Umsatzerlös aus dem Jahr 2019 deutlich. Dieser lag bei 114,7 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von etwas weniger als drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Angestellten ging in der Zeit um 14 zurück, für 2019 bezifferte sie das Unternehmen mit 183. Der Jahresüberschuss betrug knapp 5,8 Millionen Euro. Für 2021 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro. Dazu tragen voraussichtlich die Zukäufe der Pharmaunternehmen Amomed Pharma aus Wien und SciPharm aus Luxemburg im Herbst 2019 erheblich bei.
Pharmaessentia reichte den Wirkstoff im Juni 2020 auch bei der Federal Drug Administration in den USA zur Zulassung ein. Das Unternehmen ist in Taipeh an der Börse gelistet und meldete für 2019 einen Umsatz von rund 306 Millionen taiwanesischen Dollar (umgerechnet rund 203 Millionen Euro) und einen operativen Verlust von 849 Millionen Dollar (730 Millionen Euro).
Vertreter AOP
Schönherr (Wien): Victoria Pernt (Federführung), Dr. Christoph Lindinger, Dr. Peter Madl; Associate: Marina Stanisavljevic (alle Schiedsrecht)
Gleiss Lutz (Stuttgart): Dr. Stephan Wilske; Associate: Dr. Björn Ebert (beide Schiedsrecht)
Vertreter Pharmaessentia
Baker & McKenzie (Frankfurt): Dr. Günter Pickrahn (Federführung); Associates: Dr. Gerrit Niehoff, Dr. Markus Altenkirch (alle Schiedsrecht) – aus dem Markt bekannt
ICC Schiedsgericht, Frankfurt
Dr. Georg von Segesser (Vorsitzender; Schweiz), Prof. Dr. Rolf Trittmann (parteibenannter Schiedsrichter Klägerin; Deutschland), Dr. Wolfgang Peter (parteibenannter Schiedsrichter Beklagte; Schweiz)
Hintergrund: Schönherr vertrat AOP in dem Schiedsverfahren von Beginn an. Der Kontakt entstand über ein Vorstandsmitglied des Unternehmens. Das Team führte Victoria Pernt, die seit August Counsel ist und sich der Kanzlei Ende 2015 anschloss. Marina Stanisavljevic gehörte als Anwältin mit ausländischer Zulassung zu dem Team. Sie arbeitete von 2013 bis 2016 bei AJH Lawyers in Melbourne, seit 2018 ist sie bei Schönherr in Wien. Da der umstrittene Vertrag auf deutschem Recht basierte, zog Schönherr für spezifische vertragsrechtliche Fragen Gleiss Lutz-Partner Wilske aus Stuttgart hinzu.
Dem Schiedstribunal gehörte unter anderem Trittmann an, der von 1993 bis zum Frühjahr 2020 Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer war und weiter als Schiedsrichter tätig ist. Zum November startete er mit drei weiteren früheren Freshfields-Schiedsrechtlern sowie Nathalie Voser von Schellenberg Wittmer und James Menz von Bombardier die deutsch-schweizerische Schiedsboutique Rothorn Legal. Sie kommt vom Start weg auf sechs Partner. Bei den Freshfields-Ehemaligen handelt es sich um zwei Principal Associates, Eliane Fischer aus Wien und Moritz Schmitt aus Frankfurt sowie den Associate David Tebel, ebenfalls Frankfurt. (Raphael Arnold)
Victoria
Pernt
Counsel
austria vienna